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Das Leben aus der Sicht der Pflanzen

Das Beste an der Wissenschaft ist jener schöpferische Teil des Geistes, der versucht, Breite und Tiefe des Universums irgendwie greifbar zu machen. Deshalb sind alle Menschen bis zu einem gewissen Grade Wissenschaftler, wenn sie versuchen, sich selbst und die Rolle, die sie im evolutionären Drama des Lebens spielen, zu begreifen. Es gibt Augenblicke beim Forschen, in denen der suchende Geist sich selbst zuwendet, bemüht, den echten Fortschritt der Entdeckung sowie die Wirksamkeit und Zuverlässigkeit ihrer Methodologie abzuschätzen. Einige Wissenschaftler haben bemerkt, daß nach einer solchen Selbstprüfung neue Perspektiven auftauchten, die nicht nur die Forschung selbst betrafen, sondern auch die Arbeitsweise der Natur und sie selbst, wobei jedes ein integraler Teil der Natur ist.

Luther Burbank, der zu Lebzeiten als "Genie des Gartenbaus" anerkannt war, wurde einmal gebeten, einen Vortrag über seine unorthodoxe Methode der Pflanzenzucht zu halten. Es wird berichtet, daß die Zuhörer, Mitglieder der Amerikanischen Gesellschaft für Obstbau, mit offenem Munde dagesessen hätten, als er "alles erzählte":

Bevor wir die Natur erklären oder irgend etwas Wertvolles für die Welt schaffen können, müssen einige Bedingungen beim Studium der universalen und ewigen Naturgesetze eingehalten werden. Ganz gleich, ob es sich dabei um das Leben, das Wachstum, die Struktur oder die Bewegung eines gigantischen Planeten, die winzigste Pflanze oder die psychologischen Regungen des menschlichen Gehirns handelt. Vorgefaßte Meinungen, Dogmen, alle persönlichen Vorurteile und Voreingenommenheiten müssen abgelegt werden. Man muß geduldig, ruhig und ergeben eine Lektion nach der anderen anhören, die Mutter Natur zu lehren hat, wenn sie Licht auf das ausbreitet, was vorher ein Geheimnis war. So können alle, die wollen, sehen und erkennen. Sie offenbart ihre Wahrheit nur denen, die geduldig und aufnahmebereit sind. Wenn wir diese Wahrheiten annehmen, ganz gleich was geschieht, dann sind wir mit dem ganzen Universum in Harmonie; und wenn der Mensch dann am Ende entdeckt haben wird, daß er ein Teil eines Universums ist, das in der Form ewig unbeständig, in der Substanz aber ewig unwandelbar ist, dann wird er für die Wissenschaft eine feste Grundlage haben.

Von der Perspektive unseres 20. Jahrhunderts aus gesehen, in dem die Suche nach Wissen bei der Erforschung des unendlichen Raumes sich auf Entfernungen erstreckt, die nach Lichtjahren gemessen sich unserer Vorstellungskraft entziehen, und andererseits in die gleichermaßen unendlichen Tiefen des Atoms eindringt, ist es vielleicht eine Ironie, daß gerade jenes Gebiet, welches von den Menschen als erstes wissenschaftlich erforscht wurde - das Pflanzenreich -, eine neue und im Mittelpunkt stehende Rolle spielen sollte, um die Geheimnisse des Lebens zu ergründen. Mit Hilfe von empfindlichen Registriergeräten, die in Physik-Laboratorien in der ganzen Welt entwickelt wurden, erzählen uns die Pflanzen - wenn wir die Ohren haben, zu hören - buchstäblich über selten beobachtete und wenig verstandene Dimensionen und Beschaffenheiten der Natur und des Menschen.

Bedeutsam unter den Folgerungen dieser Forschung ist der Hinweis, daß das Bewußtsein universal ist; daß es die Matrix ist, die alles Leben vereint und die Grundlage für die Verwandtschaft aller Wesen liefert. Einige der bemerkenswertesten Beobachtungen der letzten Zeit sind, daß Pflanzen ein Wahrnehmungsvermögen haben, daß sie fähig sind, Gefahr, Gemütsbewegung und andere physikalische und seelische Veränderungen zu registrieren und darüber hinaus auch intelligent (nicht zu verwechseln mit selbstbewußt) auf ihre Umgebung zu reagieren. Hieraus darf wohl gefolgert werden, daß die Pflanzen es dem Menschen ermöglichen werden, einen Prüfstein für seine Selbsterforschung zu finden: einige seiner eigenen verborgenen Möglichkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Hier haben wir einen Beweis, der den zyklischen Fortschritt menschlichen Verstehens andeutet. Um T. S. Eliots "Little Gidding" zu zitieren, kehren wir erst aufgrund unaufhörlicher Untersuchungen zu dem Punkt zurück, von dem wir ausgingen, um dort dieses Mal (wenigstens eine größere) Erkenntnis zu erlangen.

Zwei Schriftsteller, Peter Tompkins und Christopher Bird, haben sich gemeinsam bemüht, den gewöhnlichen Suchenden durch eine auf die realen Dinge bezogene Übersicht auf diesem erfolgversprechenden Arbeitsgebiet zu unterstützen. Mit ihrem Buch The Secret Life of Plants1 / Das geheime Leben der Pflanzen2 - seit mehreren Monaten auf der Bestseller-Liste - ist es ihnen gelungen, die neueste Forschung über das 'Bewußtsein' und Wahrnehmungsvermögen der Pflanzen in lesenswerten Betrachtungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Buch enthält auch beeindruckende Kurzberichte über Pioniere, deren Ideen oft ihrer Zeit so weit voraus waren, daß sie von ihren Zeitgenossen nicht gebührend gewertet werden konnten. In bestimmten Kreisen ist das Buch mit Skepsis aufgenommen und als 'unwissenschaftlich' kritisiert worden. Das war zu erwarten, und in einigen Fällen ist es auch angebracht, mit dem Urteil zu warten. Die Bezeichnung 'unwissenschaftlich' scheint jedoch nicht angebracht zu sein, denn das Buch erhebt nirgendwo Anspruch darauf, etwas anderes zu sein als ein Bericht, der nichts mit Fachwissenschaft zu tun hat, der von Nichtwissenschaftlern geschrieben wurde, die sich auf die Aufzeichnungen von Beobachtungen und damit zusammenhängendem Material stützen. Die Auswertung bleibt dem Urteil des Lesers überlassen.

Das geheime Leben der Pflanzen verdient zumindest in zwei Punkten Anerkennung. An erster Stelle bringt es bedeutende und aufsehenerregende Informationen, die, wenn sie wahr sind, eine ungeheure Wirkung auf das allgemein geltende wissenschaftliche Weltbild haben werden. Sein zweiter Wert ist mehr philosophischer und psychologischer Art; denn mit den Enthüllungen des Berichtes erhält der Leser unerwartete Einsichten in die Beschaffenheit des Weges, der zur Wahrheit führt, und über die vielen Hindernisse, denen man dabei begegnen kann - wobei der Mensch selbst das größte ist.

Das Buch beginnt mit der Arbeit, die gegenwärtig in den Laboratorien des Lügendetektor-Experten Cleve Backster durchgeführt werden.3 Seine Experimente könnten in der Rückschau erkennen lassen, daß Pflanzen, wie Tompkins es formulierte, als die "Brautjungfern bei einer Vermählung von Physik und Metaphysik" zu betrachten sind. Als Backster die elektrogalvanische Hautreaktionssonde seines Lügendetektors mit der Dracaena massangeana seiner Sekretärin verband, in der Hoffnung, Aufschluß darüber zu finden, wie lange es dauert, bis das Wasser, das er an die Wurzeln gegossen hatte, ihre Blätter erreicht, war er von den ausgesprochen menschlichen Eigenschaften der Aufzeichnungen auf dem Kurvenblatt beeindruckt. Als er das beobachtete, überlegte er, was wohl geschehen würde, wenn er das physische Wohlbehagen der Pflanze bedrohte. Das Eintauchen eines Blattes in heißen Kaffee erzeugte keine Reaktion. Dann dachte er sich etwas Schlimmeres aus. Er würde ein Blatt mit einem Streichholz anbrennen. In dem Augenblick, als er das beabsichtigte, sah er die Spitze des Schreibers in wilder Erregung springen - anscheinend reagierte sie allein auf seinen Gedanken. Weitere Untersuchungen bewiesen, daß weder Backster noch die Pflanze sich seltsam benahmen: der gleiche Versuch wurde von anderen Menschen mit anderen Pflanzen und anderen Registrierapparaten wiederholt. Dadurch wurden diese Ergebnisse als ein Phänomen, das einer Erklärung bedarf, für die Wissenschaft weit wichtiger.

Auf diesem Beispiel eines ersten beobachteten (offensichtlich telepathischen) Wahrnehmungsvermögens der Pflanzen baut sich das übrige Buch auf. Da die Autoren ungeheuer viel Material über die verborgenen, aber wichtigen Beziehungen zwischen Pflanzen und Menschen zusammengetragen haben, übersteigt es weit die Möglichkeiten dieser Buchbesprechung, ihr Werk zusammenfassend zu behandeln. Es soll vielmehr versucht werden, einige wenige Hauptthemen aus dem Buch zu beleuchten.

Historiker der Wissenschaft haben in ihren Untersuchungen bezüglich der Entdeckungen, die dramatische Einblicke in die Struktur und die Prozesse in der Natur gaben, sich wiederholende Grundtendenzen in der psychologischen Reaktion auf neue Vorstellungen beobachtet, die das etablierte Weltbild über den Haufen zu werfen drohten.4 Wissenschaftlicher Fortschritt, so behaupten einige von ihnen, bedeutet nicht, Stein auf Stein zum Tempel der Erkenntnis zusammenzufügen, wie es unsere westlichen Schulbücher beschreiben. Er kommt vielmehr in Wellen auf uns zu, mit neuen Ideen, die die Grundlagen der alten, eingewurzelten Dogmen zerbrechen. Die Tatsachen der Geschichte tragen dazu bei, diese Ansicht zu bestätigen. Immer wieder kommt es vor, daß ein oder mehrere wißbegierige und aufgeschlossene Forscher etwas beobachten, das einfach nicht in einen wichtigen Teil der Theorien und die 'allgemein anerkannten' Vorstellungen über die Natur hineinpaßt und durch sie nicht erklärt werden kann. Wenn diese Anomalie von den reaktionären Kräften nicht totgeschwiegen oder unterdrückt wird, dann wird die neue Idee vielleicht eine faire Beachtung finden. Und wenn sie durch objektive Beweise und durch Forscher unterstützt wird, dann können vielleicht zukünftige Historiker von einem Anstoß sprechen, der dazu beitrug, eine neue Ära der Aufklärung zu befruchten.

Cleve Backster, dessen Versuche für sich sprechen, eröffnete 1973 eine Vorlesung über "das Bewußtsein der Pflanzen" mit einer Beobachtung des Nobelpreisträgers und Physikers Max Planck: "Eine neue wissenschaftliche Wahrheit setzt sich nicht durch, weil ihre Gegner davon überzeugt werden und sie ihnen einen Lichtblick bringt, sondern eher dadurch, weil ihre Gegner schließlich einmal sterben und eine neue Generation heranwächst, die mit diesen Ideen vertraut ist."5 Die Enttäuschungen, Bestrebungen und Leistungen jener, die bei ihren bahnbrechenden Bemühungen um die verborgenen Kräfte in den Pflanzen die Nachteile der schöpferischen Entdeckungen unvermittelt erfuhren, werden in dem Buch Das geheime Leben der Pflanzen kurz, aber verständnisvoll beschrieben. Die meisten Namen sind wohlbekannt: der Dichter und Wissenschaftler Wolfgang von Goethe; der "Schwarze Leonardo" George Washington Carver; und der "Zauberer" Luther Burbank. Vielleicht der interessanteste und am wenigsten bekannte der Gruppe ist ein Hindu, über dessen Versuche auf dem Gebiet der Physiologie von Tieren und besonders von Pflanzen sogar in der seriösen Encyclopaedia Britannica steht, daß sie "seiner Zeit so weit voraus waren, daß man ihren Wert noch immer nicht genau einzuschätzen vermag."

Sir Jagadis Chandra Boses Karriere begann ursprünglich als Physik-Dozent am Presidency-College in Kalkutta, dem angesehensten College in Indien. Bose ergänzte seinen Unterricht mit Forschungen und begann 1894 Untersuchungen mit der drahtlosen Übertragung von "Hertzschen"- oder Radio-Wellen anzustellen. 1895 hatte er Erfolg - ein Jahr, bevor Marconi öffentlich anerkannt wurde -, aber weil er in Indien war, lehnte er es ab, wegen seiner Patentanmeldung nach England zu reisen. Die British Royal Society (Königlich Britische Akademie der Naturwissenschaften) wurde auf ihn aufmerksam, und er veröffentlichte daraufhin in deren Zeitschrift einen Artikel über "die Bestimmung der Wellenlänge elektrischer Strahlen". Später wurde er dafür mit der Doktorwürde der Londoner Universität ausgezeichnet. Bei der Fortsetzung seiner Arbeiten an der Radiotechnik bemerkte er 1899, daß bestimmte metallische Bauteile seines Radioempfängers ihre Empfindlichkeit bei fortwährender Nutzung verloren, sie aber nach einer Ruhezeit in vollem Maße wiedererlangten. Damit zeigten sie so etwas wie eine Ermüdungserscheinung, die für menschliche und tierische Muskelgewebe charakteristisch ist.

Das führte ihn zu weiteren Überlegungen und Forschungen über die sogenannte Grenze zwischen dem Organischen und Anorganischen. Immer mehr empfand Bose, daß diese Grenze äußerst dünn ist. Als er die Analogie zwischen Metallen und tierischem Muskelgewebe erkannte, versuchte er festzustellen, ob ähnliche Reaktionen in Pflanzen zu finden seien. Die Ergebnisse waren positiv, wodurch für Bose eine vierteljahrhundertlange Epoche der Pflanzenforschung begann. Die Kombination von Physik und Botanik machte es ihm möglich, viele der nun durchgeführten Experimente zu beschleunigen. Der Höhepunkt dieser Bemühungen war die internationale Anerkennung seiner Arbeiten für den Fortschritt der Wissenschaft. So wurde er zum Beispiel 1926 zum Mitglied des Komitees für internationale Zusammenarbeit beim Völkerbund ernannt, dem auch der Physiker Albert Einstein, der Mathematiker H. A. Lorentz und der griechische Literaturgelehrte Gilbert Murray angehörten.

Die beste Einschätzung seines Werkes war vielleicht seine eigene Zusammenfassung, die er nach der Pensionierung machte:

In meinen Untersuchungen über die Wirkung von Kräften auf die Materie war ich erstaunt, Grenzlinien verschwinden zu sehen und Kontaktstellen zwischen Lebendem und Nichtlebendem zu entdecken. Meine erste Arbeit auf dem Gebiet des unsichtbaren Lichts machte mir bewußt, wie blind wir oft mitten in einem leuchtenden Meer standen. So wie wir, wenn wir das Licht von der sichtbaren zur unsichtbaren Form verfolgen, unsere physikalische Sicht überschreiten, so würde auch das Problem des großen Mysteriums vom Leben und Tod seiner Lösung ein wenig näher gebracht werden, wenn wir im Bereich der lebendigen Natur vom Hörbaren zum Lautlosen übergehen.

Gibt es irgendeine Beziehung zwischen unserem Leben und dem der Pflanzenwelt? Die Frage ist keine bloße Spekulation, sondern ergibt sich aus einigen tatsächlichen Beweisen, die unanzweifelbar sind. Das bedeutet, daß wir alle unsere vorgefaßten Meinungen aufgeben sollten. Die meisten entpuppen sich hinterher als völlig unbegründet und widersprechen den Tatsachen. Mit der Pflanze muß man sich befassen, und kein Beweis sollte akzeptiert werden, der nicht von der Pflanze selbst geprägt wird.

Wenn man bedenkt, daß diese Feststellung vor fast vierzig Jahren geschrieben wurde, so erscheint sie heute prophetisch und beweist das Sprichwort, daß wenige Regentropfen den Sturm ankündigen. Wie wird dieser drohende Sturm aussehen, wenn es einen geben sollte?, so mögen wir fragen. Die Erfahrungen der Vergangenheit können uns einen Hinweis liefern. Bei unzähligen Gelegenheiten hat die Geschichte bestätigt, daß Wissen ein mächtiges zweischneidiges Schwert ist - ein Schwert, das zum Nutzen angewendet, aber auch mißbraucht werden kann. Zum Beispiel auf einem Gebiet, wie dem der außergewöhnlichen Sinneswahrnehmung, wo so viele so wenig über etwas wissen, das aber in seiner Wirkung auf die Menschheit mächtiger sein kann als die Atomkraft, sind die Gefahren offensichtlich. Wenn wir bei unseren derzeitigen Forschungen mit Pflanzen nicht nur den Einfluß der Gedanken auf die verschiedenen Lebensbereiche entdecken, sondern auch die Fähigkeit entwickeln, diese Macht anzuwenden, werden wir sicher ein neues Feld menschlicher Erfahrung betreten: ein Feld, das einen stärkeren und weit schärferen Sinn für ethische Verantwortung erfordern wird, wenn wir nicht die schwersten Vergehen gegen unsere Mitmenschen begehen wollen. Andererseits könnten für viele Stiefkinder des menschlichen Daseins schöpferische Lösungen aus dem sich bei der Erforschung der Pflanzen ergebenden "Niederschlag" abgeleitet werden, von denen man früher nichts ahnte.

Das Buch Das geheime Leben der Pflanzen untersucht einige dieser schöpferischen Nebenprodukte, mit denen sich die Welt gerade jetzt auseinandersetzt. Bemerkenswerterweise scheint einiges davon zwar nicht in der praktischen Anwendung, aber doch als Idee vor einigen tausend Jahren schon vorausgesehen worden zu sein. Nach Pythagoras bewegen sich alle Dinge - einschließlich der Himmelskörper (die er als beseelte, fühlende Organismen ansah) - in einem fundamentalen, harmonischen, schwingenden Zusammenspiel und erzeugen eine majestätische Symphonie des Lebens - die Musik der Sphären. Plato, der einen Aspekt dieser Idee entwickelte, empfahl besonders das Studium und die praktische Ausübung der Musik in der Erziehung. Außerdem war er der Meinung, daß nur eine bestimmte Musik gespielt werden sollte, die dem Temperament des einzelnen angepaßt ist, so daß die höhere Natur der Seele verfeinert zum Ausdruck kommt.

Die moderne Forschung weist heute darauf hin, daß geeignete Musik die Beschaffenheit der Pflanzen fördert - in Form gesteigerter und qualitativ verbesserter Erträge.6 Neben diesem Segen für die Landwirtschaft gibt es eine andere Seite der Betrachtung, die durch die Pflanzen zum Ausdruck kommt: die Wirkung verschiedener Musikarten auf die Art des Wachstums unserer eigenen Seele. Tompkins und Bird beschreiben in mehreren Details die Arbeit von Dorothy Retallack, über deren Bemühungen der Fernsehsender "CBS news cameras and broadcast" am 16.10.1970 berichtete.

Als Frau Retallack aufgefordert wurde, sich ein Experiment für den Biologieunterricht eines College auszudenken, versuchte sie herauszufinden, wie Musik die Art des pflanzlichen Wachstums beeinflussen würde, da sie gehört hatte, daß die Musik von Bach und Beethoven auf kanadische Weizenfelder positive Wirkungen hatte. Kurz, die in eine kontrollierte Umgebung gebrachten Pflanzen reagierten günstig auf die harmonischen Melodien der klassischen Komponisten, indem sie schneller und üppiger wuchsen - in einigen Fällen tatsächlich in die Richtung, woher die Musik kam. Starke Schlagtöne, besonders der 'harte Rock' von Jimmi Hendrix und anderen, ließen ihr Wachstum verkümmern, und oft wendeten sie sich vom Lautsprecher ab. Andererseits sprach nicht Western-Musik am meisten an, sondern vielmehr Ravi Shankars Sitar, eine Art indische Laute, mit ihren gleitenden Vierteltönen, die die edelsten und feinsten Tonmodulationen erzeugt. In einigen Fällen neigten sich die Pflanzen in beispielloser Weise um 60° in horizontaler Richtung, in dem Bestreben, sich mit der Quelle der Musik zu verschmelzen. Ungeachtet der Schlußfolgerungen, die sehr leicht gezogen werden könnten, ist es nur fair, darauf hinzuweisen, daß diese Reaktionen bei Pflanzen und nicht bei Menschen festgestellt wurden.

In dem Buch geht es dann weiter mit Diskussionen über Pflanzen und Elektromagnetismus, über das Geheimnis der Aura und der Kirlian-Photographie. In zwei wesentlichen Kapiteln beschäftigt es sich dann mit der Erforschung neuer Grenzgebiete des Ackerbaus, die, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren, richtig zu sein scheinen. Wenn Das geheime Leben der Pflanzen wirklich von grundlegender Bedeutung ist, dann wird darin zweifellos der Gedanke von Burbank wiedergegeben, daß "sich das ganze Universum in Harmonie mit uns befindet." Doch, obgleich Generationen weiser Männer und Seher seit unzähligen Jahrtausenden den gleichen Grundton der goldenen Regel für eine harmonische Handlungsweise immer wieder verkündet haben, scheinen wir, die wir in allen anderen Bereichen der Natur diese Regeln beobachten können, sie selbst nach wie vor nicht zu beachten. Da oft die Bemerkung eines Kindes uns plötzlich auf unserem Wege einhalten läßt, wäre es vielleicht auch richtig, daß wir nun unsere Ohren dem stimmlosen Flüstern der bescheidenen Pflanzen zuneigen. "Erkenne dich selbst" war das Motto der Griechen; und wenn nun ein Mensch einen harmonischen Ton in der Symphonie seines Lebens erklingen ließe, dann könnte er viel lernen, indem er den Anregungen und Beispielen folgt, die er in der Natur findet. Das praktische Ziel bedeutet, die Einheit in der Vielheit zu sehen, und das kann erlangt werden, wenn wir nur unser Verhalten im Leben auf die Prinzipien des Altruismus ausrichten - bei unseren Mitmenschen und bei allen Lebewesen. Und wenn wir dann mit Sorgfalt, Begeisterung und echter Offenheit des Herzens und der Seele lauschen, dann werden auch wir die Musik der Sphären hören.

Fußnoten

1. Harper and Row, New York, 1973, 402 Seiten, $ 8.95. [back]

2. Scherz Verlag, Bern und München, 1973 (deutsche Ausgabe). [back]

3. Siehe Sunrise, amerikanische Ausgabe: February 1971 und June/July 1973; deutsche Ausgabe: Heft 3/1971 und Heft 2/1975. [back]

4. Siehe Thomas S. Kuhns The Structure of Scientific Revolutions for one of the best analyses of this phenomenon / Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen als eine der besten Analysen dieses Phänomens. [back]

5. Scientific Autobiography, Seite 33-34. [back]

6. Siehe Sunrise, April 1973, "Threads of Coincidence"; deutsche Ausgabe, Heft 4/1974 "Auffällige Übereinstimmung"; eine Würdigung der Kenntnisse, die Hindus und Hopi-Indianer über die Wirkung der Musik auf das Pflanzenwachstum hatten. [back]