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H.P.B.

Aus Fountain-Source of Occultism, S. 680 - Anhang, Theosophical University Press, Pasadena 1974.

 

 

Es gibt noch einen weiteren Aspekt der Avatara-Lehre, der das psychologische Wunder erklärt, das H. P. B. war, und ich will nun den wesentlichen Teil des Vortrags wiedergeben, der im Jahre 1931 in Visingsö in Schweden zum Gedenken an ihren hundertsten Geburtstag gehalten wurde.1

Glaubt irgendein Theosoph auch nur einen Augenblick, daß H. P. B. zufällig zur westlichen Welt kam und nicht gemäß den Gesetzen der Natur und der exakten Verkettung von Ursache und Wirkung, die alles in der richtigen Ordnung hervorbringt? H. P. B. kam in Erfüllung eines Gesetzes, eines der Naturgesetze, weil es Zeit für sie war. Sie war eine aus der Reihe von Lehrern, die zu bestimmten, festgesetzten Perioden im Laufe der Zeitalter kommen. Ein Lehrer kommt nach dem anderen, immer wenn die Zeit da und reif ist und nie durch Zufall. H. P. B. war eines der Glieder der Kette, die die alten griechischen Initiierten die lebende Kette des Hermes nannten, die Goldene Kette, die mit der Weitergabe von mystischem Licht und esoterischer Wahrheit zusammenhängt. Als eine in dieser Reihenfolge von Lehrern, kam sie nach der rhythmischen Ordnung der Gesetze, die unseren Planeten regieren. Sie kam in der Tat zum Beginn eines messianischen Zyklus von 2160 Jahren und zum Ende des vorangegangenen Zyklus von gleicher Zeitdauer. Sie war der Bote für ihr Zeitalter, das heißt, für das kommende Zeitalter.

In einem bestimmten, sehr richtigen, aber wenig bekannten Sinn war sie ein Avatara - ein Avatara eines bestimmten Typs oder einer gewissen Art, denn es gibt verschiedene Arten von Avataras. Jeder Lehrer, der zur Unterrichtung der Menschen kommt, besteht nicht nur aus seinem Körper und einem auf ungewöhnliche Weise empfangenen psychologischen Apparat, sondern er ist in bestimmten Zeiten zusätzlich von dem heiligen Feuer einer größeren Seele erfüllt und ist daher de facto ein Avatara einer bestimmten Art. So wie Jesus ein Avatara von bestimmtem Typ für sein Zeitalter war, so war sie, unsere geliebte H. P. B., ein Avatara anderer Art für ihr Zeitalter. Jesus hat, grob gesagt, etwa 2160 Jahre vor ihrer Geburt für Europa den besonderen messianischen Zyklus eröffnet, der in den darauffolgenden Jahrhunderten die Länder Europas in die Nacht des Mittelalters tauchte. Heute, ungefähr 2160 Jahre danach, wurde mit ihrer Geburt ein neuer Zyklus eröffnet, ein aufsteigender Zyklus, der den Menschen Licht, Frieden, Erkenntnis und Weisheit bringen soll.

Eine mächtige Kraft kam in die Welt und arbeitete und wirkte, und das Werk, das sie schuf, spielte eine große Rolle bei der Schaffung besserer Zustände, wie wir sie heute vorfinden. H. P. B. war natürlich physisch eine Frau. Dieser Körper mit seinem intellektuellen Verstand wurde jedoch von der inneren, göttlichen Sonne, von dem inneren Buddha, von dem lebendigen Christus im Inneren entflammt. Und zwischen diesem göttlichen Feuer und dem aufnahmefähigen und mystisch geschulten Gehirn dieser Frau befand sich ein psychologischer Apparat, den man in der westlichen Terminologie im allgemeinen als "menschliche Seele" bezeichnet, die in ihrem Fall - denn sie war eine Initiierte des Ordens der Buddhas des Mitleids und des Friedens - beiseitetreten konnte und die Gelegenheit schuf, in den so freigewordenen Raum eine ihr selbst weit überlegene "menschliche Seele" eintreten zu lassen. Es war dieser buddhische Glanz, der auf diese Weise den vakanten Platz ausfüllte, den sie so freudig zur Verfügung stellte, und der zum großen Teil für die wunderbaren Werke verantwortlich war, die H. P. B. schuf.

Sie werden sich daran erinnern, daß sie in ihren Schriften oft einen Unterschied macht zwischen den Bezeichnungen "H. P. B." und 'H. P. Blavatsky'. 'H. P. Blavatsky' war die Frau, der Chela, der strebende, lernende, großartige, edle, mutige Chela. 'H. P. B.' war jedoch des Meisters Verstand, der durch sie sprach: Körper und Geist waren eine Wesenheit, dazu kam der psychologische Zwischenapparat, der gewöhnlich "Seele" genannt wird, der zeitweilig nach Wunsch beiseitegesetzt werden konnte. Als H. P. B. als Bote ausgesandt wurde, wurde dieser psychologische Apparat tatsächlich zum großen Teil zurückbehalten. Auf diese Tatsache sind die sogenannten Widersprüche und Gegensätze ihres Charakters zurückzuführen, die die Leute bemerkten, die über sie schrieben - und sie bemerkten es ganz richtig, weil es unübersehbar war -, aber sie verstanden es nicht und beurteilten sie deswegen oft falsch und mißverstanden sie. Zeitweise war sie stark und männlich, wie ihre Freunde sagten, so daß es wirklich so schien, als würde ein inkarnierter Mann sich durch sie manifestieren - nicht irgendein Mann, sondern das männliche Prinzip an sich. Es war eine göttliche Flamme in ihr, die manchmal ihr Gehirn berührte - und dann sprach sie wie eine Orakelpriesterin, wie eine Prophetin, wie ein Orakel in Delphi. Und ebenso sprach sie zu anderen Zeiten, wenn sie, wie der Avatara, mit der heiligen Flamme eines der Großen erfüllt war. Dann war H. P. B. der Lehrer, der Weise, der Seher, der Lehrer großer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, die die moderne Wissenschaft heute erst richtig nachzuweisen beginnt. Dann war sie der Lehrer einer großen Hoffnung für die Menschheit, der Übermittler einer Vision für die Menschheit, der Entwerfer und Bildner einer neuen Philosophie-Religion-Wissenschaft für die Menschen. Es gibt ein psychologisches Wunder, ein Geheimnis in H. P. B., denn H. P. B. war ein Geheimnis. Daher war sie ein Avatara eigener Art.

Fußnoten

1. Siehe The Theosophical Path, December 1931. [back]