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Ein neues Weltbild

Es vergeht kaum eine Woche ohne die Veröffentlichung einer neuen Entdeckung über unseren Globus oder über die Himmelskörper. Was sich dabei zeigt, ist nichts Stillstehendes, sondern ein unaufhörlicher Wirbel von Kräften im Weltenraum, als einem Reich mit ungeheuren Energien, auf das Goethes Ausdruck "Die Küchen der Mütter" (oder der Natur) paßt. Auch der Ausdruck "feurige kosmische Schmiede des Vulkans" kann vielleicht ein Bild des sich immer in Bewegung befindlichen, übervollen Lebens geben. Die Wissenschaftler haben Anzeichen einer erneuten Tätigkeit gewaltiger Feuer in der Erde und auch unsichtbare aber stark aktive Zentren von weit draußen im Weltenraum dahineilenden Strömungen entdeckt.

Die neue uns in den letzten Jahren vermittelte Kenntnis über die Erde erweckt den Anschein, als läge eine ganz neue Welt vor uns. Immer wieder wurde berichtet, daß im Klima des Planeten zyklische Veränderungen vor sich gehen, augenblicklich mit der Tendenz zu einer wärmeren Periode. Die Folge wird sicherlich ein Schmelzen des arktischen Eises sein und eine Erhebung des Meeresspiegels. Dazu kommt noch die genaue Beschreibung der durch Dr. Merle A. Tuve, dem Direktor der Abteilung für irdischen Magnetismus am Carnegie Institut, am 9. August 1964 "neu entdeckten 'heißen Stelle' unter der Bergkette der Anden, die mit dem von der Natur in letzter Zeit begonnenen riesenhaften Gebirgsbauprojekt verbunden zu sein scheint." Er berichtet ferner, daß man annimmt, daß das unterirdische heiße Gebiet, das im Oktober 1963, während magnetischer Studien in den Erdbebengebieten der Anden, durch Forscher des Carnegie Instituts und des Instituto Geofisico del Peru entdeckt wurde, "zu ungeheuren Bewegungen der Erdkruste in Verbindung mit Erdbeben und tätigen Vulkanen in Beziehung steht."

Das alles weist darauf hin, wie viel wir hinsichtlich der Kräfte unseres Planeten noch lernen müssen, ganz abgesehen vom Bereich des Raumes, der sichtbare und unsichtbare Körper und andere Erscheinungen einschließt. Dr. L. A. Bridge, Präsident des California Instituts für Technologie und wohlbekannter Astronom, drückte das in der Winterausgabe 1962/63 der Vierteljahresschrift des Instituts kurzgefaßt so aus:

Der moderne Begriff vom Universum ist tatsächlich majestätisch. Wir verstehen es natürlich noch nicht vollkommen; tatsächlich, jeden Tag werden wir uns unserer Unwissenheit mehr bewußt. Aber wir wissen jetzt, daß Unwissenheit überwunden werden kann und die Erkenntnis sicherlich wachst. ... Heute sehen wir ein sich nach jeder Richtung über Milliarden Lichtjahre erstreckendes Universum. Es ist aus 100 oder mehr Milliarden Milchstraßen wie unsere eigene zusammengesetzt. Jede Milchstraße umfaßt 100 Milliarden Sterne, unserer eigenen Sonne mehr oder weniger ähnlich. Und alle diese Milchstraßen entfernen sich ungeheuer schnell mit einer Geschwindigkeit bis zur Hälfte der des Lichtes voneinander, als wären sie Bruchstücke einer gewaltigen Explosion, die vor 10, 15, 20 oder mehr Milliarden Jahren stattfand.

Aus diesen und anderen Schlüssen, die das Alter und den Ursprung des Universums und unseres Planeten betreffen, und die als Grundlage den Abbau der Substanz durch Strahlung haben, wie es heute geschieht, nimmt man an, daß der radioaktive Kreislauf in den verschiedenen Perioden immer gleich war. Es gibt eine erwägenswerte Möglichkeit, daß genau wie die Geschwindigkeit des Lichtes in der Weite des Raumes nicht unveränderlich zu sein scheint, es auch die Radioaktivität des Kohlenstoffes oder eines anderen Elementes nicht zu sein braucht. Es ist nicht einzusehen, warum wir keine Abweichung in der fernen Vergangenheit und keine Änderung in der Zukunft vermuten könnten. Sei es nun wie es will, uns wird eine anregende Ansicht über den Planeten und seine Umgebung geboten. Wir erhalten eine Vorstellung von der Welt und einem aus Kräften gebildeten Kosmos, die in zahllosen Kombinationen und Formen wechseln. Der alte Begriff, daß es gewisse Bereiche 'beseelter' Natur gibt und das Übrige 'unbelebt' sei, ist so tot, wie die Dronte (ausgestorbene Riesentaube).

Das Lund-Observatorium in Schweden besitzt ein wunderbares Gemälde von unserem galaktischen Universum, das nach den neuesten vorhandenen Daten gemalt wurde. Auf der Kopie, die dem Mount Wilson- und Palomar-Observatorium geschenkt wurde, sehen wir die Milchstraße als ein weißes, schillerndes Band am 'Äquator' einer kugelförmigen Anhäufung von Sternen. Die dichteste Ansammlung der Sternensysteme ist natürlich am Gürtel des Äquators, während der Rest nach den 'Polen' des ungeheuren Systems zu immer dünner wird - es sieht aus als drehe es sich um eine Achse. Das ist genau das, was einige Astronomen gesagt haben: "So wie sich die Planeten um die Sonne drehen, dreht sich die Sonne mit ihrer Familie um ein galaktisches Zentrum." Und die ganze Galaxis ist nur eine unter Milliarden anderer! Das ergibt ein Bild von der Anhäufung kosmischer Körper, den Hüllen von Intelligenzen, so gewaltig, daß wir die Genauigkeit ihrer magnetischen Erscheinungen (einschließlich ihres Kreislaufes) einem 'Naturgesetz' zuschreiben. ... Es besteht kein Zweifel, daß die, wie wir wissen, stattfindenden feinen Prozesse nicht mit blindem Zufall erklärt werden können - und es muß noch zahllose andere Ereignisse geben als jene, die wir bis jetzt entdeckt haben! Die Wechselbeziehung zufälligen Zusammenwirkens und sich widerstreitender Beziehungen auf der Seite der 'unbelebten' Kräfte hätte nie die Regelmäßigkeit und Genauigkeit erreichen können, die jeden Tag enthüllt werden.

Mit all diesen Milliarden Milchstraßen wie die unsrige, kann es im Raum eine Überfülle an bewohnten Planeten geben. Aber wir sollten unsere Vorstellung nicht in dem Sinne begrenzen, indem wir annehmen, Leben könnte sich nur auf der Erde entwickeln. Wie Dr. Harrison Brown in der Septemberausgabe der Science (Wissenschaft) sagte:

Wir wissen einfach nicht genug über die physische, chemische und biologische Entwicklung der Planeten, um mit einiger Genauigkeit die Reihe von Umständen abzuschätzen, unter denen intelligente Lebensformen entstehen können oder nicht. Wenn Planetensysteme tatsächlich im Überfluß vorhanden sind, so könnte man mit gleicher Überzeugung schließen, daß der Mensch nicht allein ist - daß seine Partner vielleicht auf Hunderten oder sogar auf Tausenden von Himmelskörpern innerhalb unserer Milchstraße wohnen.

Das Wort auftauchen kann uns einen Schlüssel liefern, denn es deutet auf etwas hin, das aus einer Umgebung heraus kommt und in eine andere übergeht, und das steht im Zusammenhang mit den bemerkenswerten Erscheinungen, die jetzt im Raum beobachtet werden: die 'Quasars' oder Sternenkörpern ähnlichen Gebilde. Einer wurde z. B. festgestellt und mit 3C-273 bezeichnet; er hat nur einen Durchmesser von 1,500 Meilen, aber es fließt genügend Energie durch ihn, um eine Galaxis von der üblichen Größe (wie unsere Milchstraße) tausendmal aufzuladen. Dr. Herbert Friedmann, Leiter der Abteilung für Atmosphäre und Astrophysik des U. S. Marine Forschungslaboratoriums, berichtete:

Wir können das Freiwerden so ungeheurer Energie wirklich durch keinerlei Prozesse in der modernen Physik erklären. Was wir über die Kernreaktionen und Wirkungen bei der Vernichtung, die zwischen Materie und Antimaterie stattfindet, wissen, trifft hier nicht zu. Wir lernen vielleicht eine ganz neue Energiequelle kennen.

Wenn diese Erklärung mit seiner früheren Äußerung in Zusammenhang gebracht wird, wo er dazu aufforderte, sich "einen Überstern, der hundertmal so dicht ist wie unsere Sonne und nach innen explodiert" vorzustellen, so haben wir einige interessante Überlegungen. Auf jeden Fall ist der Ausdruck nach innen in diesem Zusammenhang sehr aufschlußreich; er schließt ein Insichzurückziehen ein. Die alten Schriften der Hindus enthalten Hinweise, daß der physische Kosmos von einem höchsten Schöpfer, Brahmâ, ausgeatmet wird - um am Ende seines Zyklus zur gegebenen Zeit eingeatmet oder nach innen zurückgezogen zu werden.

Alles, was wir im Universum beobachteten, ist auf ein ganz kleines Spektrum oder einen ganz kleinen Bereich von Licht, Wärme und Ton begrenzt. Einige unserer Instrumente zeigten Dinge an, die außerhalb dieses Vibrationsbandes lagen, aber es war ein schwieriges Problem, sie zu unserem vertrauten System in Beziehung zu bringen. Aus gutem, einleuchtendem Grunde wurde angenommen, daß im Universum ohne Unterbrechung von einem charakteristischen Merkmal zum anderen Energie fließt, die Stufenleiter hinauf oder hinunter vom dichtesten bis zum feinsten oder ätherischsten. Glücklicherweise sprechen die Lücken in unserem Wissen - jene Glieder in der "Kette des Seins", die wir noch nicht entdeckt haben - nicht gegen diesen Begriff der Stetigkeit. Das Gefüge der Schwingungen, mit Variationen innerhalb des allgemeinen Grundrisses, aber ohne neue grundlegende strukturelle Änderungen, scheint durchwegs beständig zu sein. So sollten wir über eine kürzlich abgegebene Erklärung nicht überrascht sein (die noch vor einigen Jahrzehnten die Astronomen erschreckt hätte), daß "in einem zusammengebrochenen Stern die Neutronen so dicht beisammen sein können, daß ein Kubikzoll davon eine Milliarde Tonnen wiegt und daher zu klein wäre, um durch irgendein optisches Gerät sichtbar gemacht werden zu können."

Wenn die Dichte wenig mit der Größe zu tun hat, dann könnte ein großes kosmisches Bewußtsein einen so unendlich kleinen Raum einnehmen, wie die Ausdehnung einer Nadelspitze! Eine solche Nadelspitze würde den von Sir James Jeans aufgestellten 'mathematischen Punkt' entsprechen, durch die sich ungeheure Kräfte von einem Zustand der Materie (oder Schwingungsgrad) in einen anderen ergießen können. Oder wie es ein indischer Philosoph ausdrücken würde, durch ein "laya-Zentrum" oder einen "Auflösungs"-Punkt zwischen Ebenen des Seins oder Bewußtseins, würden die Energien, ob "Geist" oder "Materie" genannt, von einer Art Zustand in eine andere übergehen. Das Wichtige ist hier die Betonung des dabei beteiligten Bewußtseins.

In den ersten Jahren nach 1930 war nach der Ansicht Einsteins Gott eine alles durchdringende kosmische Intelligenz, eine Idee, die weit von der Vorstellung des von Menschen geschaffenen Gottes entfernt ist, die so viele Zivilisationen der Vergangenheit beherrschte. Auch unsere Zivilisation wurde in manche Unüberlegtheit und Misere hineingezogen, nicht zuletzt, indem wir unsere Mitmenschen in seinem Namen töteten. Seine kosmische Religion bot ein Konzept an, das manchen der Zeit voraus erschienen sein mag, denn es gibt immer Leute, die eine übermenschliche Macht mit menschlichen Eigenschaften ausstatten müssen. Aber Einsteins unpersönliches, unendliches Prinzip könnte auch für Kepler bestanden haben, der "die Nächte seines Lebens allein mit den Sternen" verbrachte.